Katalog
Grünschall
Peter Conradin Zumthor
hiddenbell records 010 / 12" LP Vinyl released: Zürich, 2017 Cover Art: Urs Freitag
in co-production with
Digitale Version (wav/mp3)
CHF 10.00 oder mehr, incl. artwork:
'Das Label hiddenbell records des Schlagzeugers Christian Wolfarth hat in den vergangen Jahren mehrere Solo-Aufnahmen von Schlagzeugern und Perkussionisten veröffentlicht, die sich zwischen improvisierter und Neuer Musik bewegen. Peter Conradin Zumthor gehört zu den aktivsten Schlagzeugern der Schweiz. Mit Grünschall hat er vor einigen Jahren sein erstes Solo-Album vorgelegt. Darauf finden sich keine Schlagzeugsolos im Sinne des Höher-Schneller-Weiter, im Gegenteil: Es sind rhythmische Miniaturen, die davon leben, dass Zumthor sich darauf beschränkt, die Möglichkeiten der jeweiligen Einzelteile seines Drumsets auszuloten: mal treibend, dann wieder sehr reduziert, mal im Wechsel mit Tom oder Bassdrum, dann dezent mit nur dem Becken. Die Titel sind von 1 - 7 durchnummeriert, und man hat tatsächlich das Gefühl, dass es hier weniger um eine Idee als vielmehr um das Material geht - was nichts daran ändert, dass die Stücke teilweise harmonisch ineinander übergehen. Während Seite A noch sehr stark von dichten Rhythmen bestimmt ist, treten auf Seite 2 andere Töne in den Vordergrund: Besen wirbeln, minimal variierend mit der Liebe zum Detail, ehe die Platte gegen Ende noch einmal Fahrt aufnimmt und das rhythmische Spiel an eine Dampflok auf Hochtouren erinnert.'
Holger Pauler (Neue Zeitschrift für Musik, 2, 2022)
"Ein weiteres gutes Beispiel für den durchwegs hochwertigen musikalischen Output und die Vitalität der Szene der vermeintlich ältesten Stadt der Schweiz. Auf seinem Solo-Debüt, erschienen auf dem Label des von uns hochgeschätzten Schweizer Perkussionisten Christian Wolfarth, präsentiert der Schlagzeug-Autodidakt aus Chur ein erfrischendes musikalisches Potpourri seines, über die Jahre weiterentwickelten Klang-Repertoires in Form von sieben ineinander verwobenen Kompositionen. Diese erweisen sich durchwegs als äußerst kurzweilig und wirken dadurch dem mitunter nicht ultra-positiv behafteten Konzept von Schlagzeuger-Soloalben angenehm entgegen. Grünschall geriert sich in dieser Hinsicht zum Glück eben nicht als bloße Zurschaustellung handwerklicher Kompetenz, sondern gestaltet sich in seiner Narrative vielmehr als gelungen feinsinnige, dramaturgisch kohärente und anregend balancierte Auseinandersetzung, eventuell sogar latent autobiografische Reflexion eines talentierten Schlagwerkers mit der eigenen Ausdrucksweise. Spannend!
dr. wu (freiStil Nr. 74 Sept-Okt. 2017)
"Das schlimmste Klischee über das Schlagzeug sei, dass es 'einfach nur laut' sei, heisst es in den Liner Notes. Zumthor ist weder Fellflüsterer noch Beckenstreichler. Zwar kann er auch leise, aber sein Spiel ist oft kraftvoll, mit viel Energie, was ihm schon früh 'eine unglaubliche Freude' bereitet habe. Aus einzelnen seiner namenlosen Tracks könnte man durchaus Geschichten heraushören. Aber die lyrischen Linien stehen dabei nicht so sehr im Vordergrund wie die haarfeinen Unterschiede, mit denen Zumthor selbst die repetitivsten Muster zu strukturieren vermag. Die beiden Seiten der LP 'Grünschall' dauern 17 und 21 Minuten und sind in vier, resp. drei Stücke unterteilt. Die Partitionierung ist allerdings von wenig Relevanz, denn die Ausdruckskraft Zumthors lebt nicht so sehr vom einzelnen Moment, sondern von den Kontrasten, die aus dem Nebeneinander der unterschiedlichen Teile hervortreten, und von den Beziehungen, die die vielfältigen Muster miteinander eingehen."
Christof Thurnherr (Jazz'n'more Nr. 3 Mai/Juni 2017)